Adisa Czeczelich -„Die Seele ist ein weites Land“ (Arthur Schnitzler)
Gabriele Baumgartner
Gabriele Baumgartner, Kunsthistorikerin, Kuratorin
Der wohl berühmteste Satz aus Arthur Schnitzlers 1911 zur Uraufführung gelangten Bühnenstückes „Das weite Land“ wird einem bei Betrachtung der Arbeiten von Adisa Czeczelich bewusst und wie sehr er ihre Herangehensweise, Bildsprache, Stilmittel und Themenwahl widerspiegelt. Kraftvollen malerischen, oft in mehreren, übereinander gelagerten Farbschichten und mancherorts noch in kleinen Flächen durchscheinend, setzt sie die zarten, graphischen Linien als Kontrapunkt und lenkt den Fokus des Betrachters auf diese sensiblen Momente. Obwohl die Abstraktion als Wechselspiel zwischen der Farbe und dem empfindlichen Geflecht der graphischen Elemente erscheint, schafft die Künstlerin doch das Zarte auf den ersten Blick überwiegen zu lassen und die Dominanz der Farbe auf ihre Bedeutung als einen die Stimmung transportierenden Faktor zurückzudrängen und einzusetzen.
Ihre malerischen und graphischen Arbeiten erzählen nicht nur mit ihrem Ausdruck, sondern auch gelegentlich mit ihrem Bildtitel – wie etwa „zwischen Licht und Schatten – Menschsein“ – von ihrer Auseinandersetzung mit dem Menschen als Individuum, aber auch mit sozialkritischen Ansätzen. Die Themen sind der Künstlerin auf keinen Fall fremd, arbeitet sie doch auch als Kunsttherapeutin und wird in ihrer therapeutischen Arbeit mit traumatisierten Biografien und Herausforderungen des Lebens der Menschen konfrontiert. Die Kanalisation in der Kunst sowie die Freiheit der Kunst zu begreifen, sieht sie daher von beiden Seiten und kann mit ihrem professionellen Zugang, auch den eigenen Ausdruck lenken. Adisa Czeczelich schreibt selbst in einem Statement, dass sie mit ihren künstlerischen Arbeiten „Geschichten von Sehnsucht, Schwermut, Verletzung und Verletzlichkeit, von Lust und Weh, von Liebe und Schmerz, von Zerrissenheit, Spaltung und Abspaltung“ erzählen möchte.
Seit einiger Zeit nimmt die Künstlerin eine weitere Position in ihrem Kunstverständnis ein und kuratiert Ausstellungen zu verschiedenen Themen. Ihre Auseinandersetzung mit den Menschen, die hinter den Kunstwerken stehen und die Kommunikation in Form ihrer Arbeiten, fügt sich als weiterer Baustein in ihrem Verständnis für Kunst ein und lässt sie auch hier die Perspektiven immer wieder wechseln.